Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Shreya Marga
Shreya oder Shreyas heißt „das Gute“ oder auch „das Bessere“, „das Überlegene“, „die gute Handlung“, „Verdienst“. Und Marga heißt „der Weg“. „Marga“ ist eben der Weg. Wenn du dein Leben lebst, dann bist du auf einem Weg, einem Lebensweg. Und da ist es wichtig, dass du den Weg des Guten wählst. Es gibt Shreya Marga und Preya Marga. Preya Marga ist der Weg des Angenehmen, der Weg des Vergnügens, der Weg, das zu tun, was dir in den Kopf kommt, das zu tun, was deine Sinne, dein Ego, deine Emotionen dir sagen, das, was irgendwo andere auch tun und was einfach und leicht ist. Das ist alles Preya Marga. Aber Preya Marga führt dich zur Bindung, führt dich letztlich zum Leid.
Obgleich die Mehrheit der Menschen oft Preya Marga gehen, stehen wir ja immer wieder am Scheideweg. Shreya Marga heißt, du überlegst: „Was ist das Gute? Wie kann ich meine Fähigkeiten so einsetzen, dass ich anderen Gutes tue? Wie kann ich etwas tun, dass ich etwas vom Herzen her mache, mit Liebe? Wie kann ich die Herzen anderer berühren? Und wie kann ich an mir selbst arbeiten? Wie kann ich Gott verwirklichen? Wie kann ich das höchste Selbst verwirklichen?“ Das ist Shreya Marga. Indem du Shreya Marga gehst, kommst du letztlich zu Ananda, zur höchsten Freude. Währenddessen, wenn du Preya Marga gehst, kommst du zunächst mal zu Sukha, zu Vergnügen, aber langfristig zu Dukha, zu Leiden, denn durch das Erfüllen von Wünschen und durch das Erfüllen von dem, was dir in den Sinn kommt, wirst du nicht glücklich, sondern langfristig unglücklich.
Indem du das tust, was gut ist, hast du ein erfülltes Leben, du entwickelst dich spirituell, du erfährst immer mehr Liebe. Du verbindest dich mit anderen Menschen. Du verbindest dich mit der Natur. Du verbindest dich mit Gott und schließlich erfährst du die Gottverwirklichung. Und so stammt das Konzept von Shreya Marga und Preya Marga auch aus einer Upanishade, nämlich der Katha Upanishade, in welcher der Lehrer, Yama, seinem Schüler, Nachiketas, von der Unsterblichkeit erzählt.
Nachiketas hatte die Frage gehabt: „Wie kann ich Unsterblichkeit erreichen?“ Und Yama hat gesagt: „Unsterblichkeit ist nicht auf der physischen Ebene zu haben. Unsterblichkeit kommt, wenn du dein höchstes Selbst verwirklichst.“ Dann kommt die Frage: „Wie verwirklicht man das höchste Selbst?“ Eben indem du Shreya Marga gehst, indem du das Gute tust, Gutes bewirkst. Indem du Gutes tust, was sowohl heißt, anderen Gutes tun, als auch heißt, Gottesverehrung zu üben, und an deinem eigenen Geist zu arbeiten, wirst du ein erfülltes, glückliches Leben haben und schließlich in der Meditation das Höchste verwirklichen können.